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HERBSTKONZERT 2010 |
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Randnotizen zu den Werken:
Salzburger Sinfonie:
Die Salzburger Sinfonie F-Dur KV 138 für Streichorchester ist auch als „Divertimento”
bekannt geworden. Das dreisätzige Werk mit durchwegs unterhaltsamem Charakter gehört zu
einer Gruppe von drei Stücken, die 1772 vom 16-jährigen frühreifen Meister vermutlich
für seine Konzertreise nach Mailand geschrieben wurden.
CONCERTO von M. Bruch:
Gleichsam als Vermächtnis hat Max Bruch sein Oktett B-Dur für Streicher hinterlassen.
Es entstand ein halbes Jahr vor seinem Tod im Jahre 1920 und konzentriert alle
Eigenschaften des Spätromantikers, über den die Zeit schon hinweggegangen ist:
melodischen Einfallsreichtum, traditionelle Harmonik und weitgespannte Ausdrucksbögen.
Die Tonsprache reicht von innigen Solopassagen bis zu pathetischen Tutti-Abschnitten und
chorischen Kantilenen.
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Sonntag, 17. Oktober 2010, 18 Uhr
Pfarrsaal St. Vinzenz
Programm:
Wolfgang Amadeus Mozart:
5 Contretänze für Streichorch., Flöte und Trommel
Divertimento F-Dur KV 138, „Salzburger Sinfonie”
Victor Herbert:
3 Stücke für Violoncello und Streichorchester
Solist: Helmut Veihelmann, Violoncello
Max Bruch: CONCERTO
Oktett B-Dur op. posth. für Streichorchester
Leitung: Helmut Veihelmann
Solostücke von V. Herbert:
Victor Herbert, 1859 bis 1924, stammte aus Dublin, war in Stuttgart, Wien (bei Johann Strauß)
und zuletzt in New York als Cellist tätig. Dort verlegte er sich ganz aufs
Komponieren von Opern, Operetten, Schlagern und einigen Solowerken für Violoncello.
Neben zwei gewichtigen Cellokonzerten entstammen auch die vorliegenden Petitessen Punchinello,
Yesterthoughts und The Mountain Brook seiner Feder. Es sind kleine, amüsante Genrestücke,
die das Cello gut zur Geltung kommen lassen.
Zum Solisten:
Helmut Veihelmann spielt seit 1975 als Solocellist im Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks. Seit 1989 wohnt er in Erding, wo er zunächst die
Konzertreihe „Erdinger Meisterkonzerte” gründete und seit 1996
das Erdinger Kammerorchester leitet.
Mehr zu H. Veihelmann
Hörproben zweier Stücke von Victor Herbert:
Yesterthougths
Punchinello
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Bericht im Erdinger Anzeiger
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Eindrücke vom Konzert:
Ein erster flüchtiger Blick auf das Programm, und unvermutet möchte
sich ein leichtes Gähnen einstellen. Bis zur Pause also nur Mozart.
Beim zweiten Blick dann die erste Entwarnung, die kleine Nachtmusik
ist nicht dabei. Kann eigentlich auch gar nicht auf dem Programm
stehen, denn es ist ja schließlich das Erdinger Kammerorchester das
hier im Pfarrsaal von St. Vinzenz ein Konzert unter der Leitung von
Helmut Veihelmann gibt. Und da ist nun einmal die Jahrzehnte lange
Erfahrung, wenn denn jemals Mozarts Kaufhaus-Hit auf dem Programm
stünde, dann wohl nur mit Pauken und Trompeten oder wenigstens mit
einem Akkordeon. Doch nichts von alledem, was wirklich zu hören war
an diesem frühen Sonntagabend, das war einfach ausgesprochen
hörenswert. Fünf Kontratänze zum Beispiel für Streichorchester,
Flöte und Trommel vom „Wolferl” hatte der erste Cellist des
Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und nunmehr schon
wirklich langjährig erfolgreiche Leiter des Kammerorchesters aufs
Programm gesetzt. Und damit einen herrlichen Kontrapunkt zur
herbstlich kühlen Witterung geschaffen. Denn so frühlingshaft kamen
diese Petiteßen zu Beginn daher, daß einem die Flöte wie ein
Vöglein zu tirilieren schien und die Bögen nur so über die Saiten
tänzelten. Als es dann etwas zackiger werden sollte, hätte es des
kleinen Fingerzeigs des Dirigenten allerdings gar nicht erst bedurft.
Der junge Trommler war natürlich auf dem Posten, sein Name ist
schließlich Johannes Veihelmann. Unbedingt zu erwähnen ist
hingegen, daß Marije Grevink als Gast die erste Geige spielte, und
wer regelmäßig die Konzerte des Kammerorchesters besucht, weiß von
ihren Solokonzerten, welches Können sich da Helmut Veihelmann für
diesen Abend an die Seite geholt hatte. Ein Können, das natürlich
auch bei Mozarts Divertimento F-Dur zu bewundern war, das zu den drei
sogenannten Salzburger Sinfonien gehört. Auch wenn diese Bezeichnung
vielleicht etwas in die Irre führen mag, denn die drei Sätze sind
eher kurz gehalten und alles andere als sinfonisch ausladend
angelegt. Doch ein andauerndes Vergnügen waren das leicht gegen den
Strich gebürstete Allegro und die ebenso wie Bratschen und Celli
mitunter sehr nachdenklichen Geigen im Andante als auch das freche
Pizzicato im abschließenden Rondo trotzdem. Machten also der
Bezeichnung Divertimento alle Ehre, heißt dies doch im Italienischen
nichts anderes als Unterhaltung. Weshalb dann auch die drei „Stücke
für Violoncello und Streichorchester” eines Victor Herbert als
„Divertimentißimo” bezeichnet werden müßten. Wobei es wirklich
keine Schande ist, nicht gewußt zu haben, daß Herbert trotz des
Namens ein gebürtiger Ire war, Cello in Stuttgart studierte, unter
Johann Strauß in Wien spielte und später in New York ein eigenes
Orchester gründete. Und u. a. Operetten wie „Babes in Toyland”
oder „Naughty Marietta” schrieb. Glücklicherweise aber auch
Einlagen für die Ziegfeld Follies oder eben Stücke wie die
genannten. Die dem Solisten Helmut Veihelmann so sichtbar und hörbar
Vergnügen bereiteten, gleichwohl ob es um den „Punchinello”
ging, melancholische Gedanken oder ein mehr als munter plätscherndes
Gebirgsbächlein, daß den Zuhörer nicht nur die Musik mitriß. Eine
Darbietung mit Suchtpotential, da hätte man noch Stunden zuhören
können. Doch es wartete der Max Bruch, und es wäre ein herber
Verlust gewesen, wenn man sein Concerto für Streichorchester in
B-Dur, das wie Felix Mendelßohn-Bartholdys geniales Opus 20 als
Oktett angelegt ist, nicht zu Gehör gebracht hätte. Was jener als
16-Jähriger schrieb, komponierte Max Bruch in seinem letzten
Lebensjahr 1920. Auch wenn ihm schon zu Lebzeiten vorgeworfen wurde,
daß sein Stil zu konservativ sei, bereits im Allegro moderato, wenn
dem ruhigen, zuerst von der Bratsche aufgenommenen Hauptthema ein
eher kraftvolles zweites Thema gegenübergestellt wird, läßt sich
das heraufziehende 20. Jahrhundert erkennen. Bewegend dann das
Adagio, mit dem Bruch dem schmerzlichen Verlust von Sohn und Frau
nach dem Ersten Weltkrieg Ausdruck verliehen haben soll. Was den
letzten Satz mit seinen lebhaften Paßagen, die im „Perpetuum” an
Mendelßohn-Bartholdy denken laßen, zum überraschenden Kontrast
werden läßt. Doch bevor diese Gegebenheit allzu sehr zum Grübeln
verführen konnte, zog eine Zugabe der eher etwas ungewöhnlichen Art
alle Aufmerksamkeit auf sich. Nach 38 Jahren wurde der Geiger Gerhard
Wagner verabschiedet, und die zwei Abschiedslieder spielte er dann
auch gleich selber. Auf dem Akkordeon. Es kann also wirklich nicht
behauptet werden, daß anfängliche Vorurteile in irgendeiner Weise
berechtigt gewesen wären. Einmal ganz davon abgesehen, daß dieses
Erdinger Kammerorchester unter Helmut Veihelmann wohl auch eine
kleine Nachtmusik zum Erlebnis machen würde. (Peter B. Heim)
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ADVENTSKONZERT 2010 |
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Sonntag, 12. Dezember 2010, 19 Uhr
Maria Verkündigung, Altenerding
Programm:
Georg Friedrich Händel:
Orgelkonzert B-Dur
Solistin: Regina Doll-Veihelmann
Johann Sebastian Bach:
Konzert für 3 Violinen und Orchester in D-Dur
Solistinnen: Hannah Wagner, Meike Stein, Charlotte Veihelmann
Franz Schubert:
Streichquartett D-Dur D 94
Francesco Manfredini:
Weihnachtskonzert
Camille Saint-Saëns:
Prelude aus dem Weihnachtsoratorium
Solistin: Regina Doll-Veihelmann
Leitung: Helmut Veihelmann
Eintritt: 14 €, ermäßigt 10 €, Kinder bis 14 Jahre frei
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Solistinnen:
Regina Doll-Veihelmann
Von links nach rechts:
Meike Stein Charlotte Veihelmann Hannah Wagner
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Eindrücke vom Konzert:
Klirrende Kälte und leichter
Schneefall begleiteten die Menschen an diesem frühen Sonntagabend
auf ihrem Weg zum Konzert des Erdinger Kammerorchesters in die
Pfarrkirche Mariä Verkündigung, was durchaus als zeitgemäß
angesehen werden kann, denn schließlich stand ja „Musik zum
Advent” auf dem Programm. Drei Kerzen brannten bereits auf dem
großen Adventskranz über den Stufen zum Altar und verbreiteten hell
flackerndes Licht und Weihnachtsstimmung. Die dort aufgestellten
Stühle blieben aber vorerst leer, denn als erstes Stück stand das
Orgelkonzert von Georg Friedrich Händel auf dem Programm. Weshalb
der Auftakt des Konzertes vom Dirigenten und Leiter des Erdinger
Kammerorchesters, Helmut Veihelmann, kurzer Hand auf die Empore
verlegt worden war, sich die Streichinstrumente also um die Orgel
scharten, an der Regina Doll-Veihelmann saß. Was über die
Qualitäten von Musik und Interpreten hinaus Besuchern, die den Weg
zu der gleich darunter liegenden Empore gefunden hatten, ein
besonderes Erlebnis bescherte. Denn nicht nur dass nach dem fast wie
ein Halleluja klingenden Auftakt insbesondere Orgelsolo und
Spirituoso den Zuhörer festlich stimmten. Auf diesen Plätzen
überraschte auch noch eine frappierende „Räumlichkeit” der
einzelnen Instrumente, die für geradezu stereophonen Hörgenuss und
höchst ungewöhnliche Eindrücke sorgte. Was dann Bachs Konzert
D-Dur für 3 Violinen und Streicher und somit den Auftritt des
Orchesters und der drei jungen Solistinnen Hannah Wagner, Meike Stein
und Charlotte Veihelmann vor dem Altar allerdings in keinster Weise
beeinträchtigen konnte. Hier waren vor allem die jungen Damen der
Anlass für Begeisterung, und das wohlgemerkt und - um gleich
irgendwelchen Vorwürfen hinsichtlich eventuellen Verdachts auf
Chauvinismus vorzubeugen - in erster Linie auf Grund ihrer
musikalischen Qualitäten. Denn ebenso wie das Orchester gingen sie
den ersten Satz mit sichtbarer Begeisterung und beherzt an, um sich
dann umso gefühlvoller dem Adagio zu widmen. Und nicht wenige
Zuhörer werden sich vielleicht und spätestens beim höchst munter
vorgetragenen dritten Satz an die Anfänge dieser drei
vielversprechenden Musikerinnen zurückerinnert haben.
Ganz andere
Erinnerungen weckte das Concerto grosso C-Dur von Francesco
Manfredini, das des Zusatzes „Weihnachtskonzert” nämlich gar
nicht bedurft hätte, so stimmungsvoll war der Auftakt mit dem Largo.
Da hörte man dann sogar Schnee rieseln und Kinder lachen, konnte
sich vorstellen, dass der Vater einmal ganz kurz streng geschaut hat,
weil er vielleicht den Weihnachtsbaum in Gefahr sah.
Doch Stück und
Weihnachtsabend enden wohlgemut und vor allem mit der Erkenntnis,
daß dieses Kammerorchester auf wunderbare Weise Stimmungen
transportieren kann, die das Zuhören zur reinen Freude machen. Und
selbst dann, wenn es auf einmal Schluss ist mit Weihnachtsseligkeit
und das Quartett D-Dur von Franz Schubert sich dagegen geradezu
derart „unchristlich” anhört, daß sogar die Kerzen auf dem
Adventskranz ganz aufgeregt flackerten. Dem Dirigenten und
Orchesterleiter zu unterstellen, dass er dieses Quartett nur aufs
Programm gesetzt hat, damit es den Musikern ein bisschen warm wird in
der winterlichen Kirche, wäre allerdings fehl am Platz. Schließlich
spart dieses Quartett nicht an dem, was Schuberts Ausnahmestellung
ausmacht. Und das Kammerorchester mit Charlotte Seßler als erste
Violine ließ es hier einmal mehr zur Gewissheit werden, dass für
dieses Orchester nicht das „Was” ausschlaggebend ist sondern vor
allem das „Wie”. Nicht so unbedingt was gespielt wird, sondern
wie es gespielt wird, das macht den Reiz aus. Und außerdem hätten
alle Geigen, Violen und Celli und natürlich auch Orgel, Cembalo oder
Kontrabass bei dieser Musik zum Advent so schräg oder unambitioniert
spielen können, wie sie wollten.
Frostige Temperaturen hätte es in
der Kirche geben dürfen, die Bänke, sie hätten noch härter und
unbequemer sein dürfen. Camille Saint-Saens Prélude aus dem
Weihnachtsoratorium hätte für alles entschädigt. Man könnte jetzt
natürlich von der lyrischen Stimmung dieses Stückes sprechen, von
Saint-Saens klaren Formproportionen, den dichten Motivbezügen und
der durchsichtigen Instrumentation. Doch es geht einfacher. Dieses
Prélude ging direkt ins Herz. Diese Musik überflutete den Körper
mit wohliger Wärme und mit tiefer Wehmut zugleich. Eine Wirkung, die
sich dann auch beim zweiten Mal einstellte, als es quasi
erzwungenermaßen als Zugabe gespielt wurde. Auf dem Nachhauseweg
spürte man dann die Kälte jedenfalls sehr viel weniger. Und es
schien in der dunklen Nacht, als würden immer noch irgendwo Kerzen
brennen. Man ging mit dieser stillen Vorfreude nach Hause, wie man
sie stets in Kinderjahren verspürt hatte.
(Peter B. Heim)
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