|
|
|
Solist des Abends: Julius Kircher, Klarinette
Julius Kircher, geboren 1981, erhielt den ersten Unterricht mit 9 Jahren.
Nach Kammermusik- und Meisterkursen bei Prof. Eduard Brunner begann er bei diesem 2001
sein Studium an der Hochschule für Musik Saar. Julius Kircher ist Mitglied der
Jungen Deutschen Philharmonie und 1. Preisträger beim 13. Walter Gieseking Wettbewerb
in der Sparte Holzbläser. Mehrfach wirkte er auf dem Internationalen Oleg Kagan Musikfest Kreuth
mit als Kammermusikpartner von Natalia Gutman, Eduard Brunner, Radovan Vlatkovic, Louise Pellerin, Jaakko Luoma u.a.
und spielte als Aushilfe im Münchener Kammerorchester sowie dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn.
Als Solist tritt Julius Kircher regelmäßig mit verschiedenen Orchestern auf,
unter anderem mit Mitgliedern des Rundfunk-Sinfonieorchesters Saabrücken. Nach der Aufnahme in die Akademie
des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks im Mai 2007 konzertierte er mit dem Orchester u.a.
in Luzern, Bregenz, London, Edinburgh und Tokio sowie auf dem erstmalig stattfindenden Kammermusikfestival
„;ErstKlassik am Sarnersee” mit Solisten des Symphonieorchesters des BR. Seit Dezember 2008 ist Julius Kircher
stellvertretender Soloklarinettist der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen.
|
|
|
Bericht im Erdinger Anzeiger
„50 Jahre und noch kein bißchen welk”
|
|
Eindrücke vom Konzertabend::
Erfolg entsteht dadurch, dass man
sich auf das konzentriert, was man wirklich mag und worin man gut
ist. Das soll der Milliardär und Software-Titan Bill Gates
gesagt haben, und der muss es ja wohl wissen. Und ganz offensichtlich
hat man auch beim Erdinger Kammerorchester diese Einsicht beherzigt.
Schließlich kommt es nicht von ungefähr, wenn ein
Orchester ohne wesentliche Unterstützung durch mehr oder minder
öffentliche Hände sein 50. Jahr des Bestehens feiern kann.
Und weil wohl auch die weise Erkenntnis des griechischen Philosophen
Demokrit, dass ein Leben ohne Feste wie ein langer Weg ohne Einkehr
sei, bei den Verantwortlichen des Kammerorchesters beherzigt wurde,
hatten jetzt Musikliebhaber das wohl allenthalben ungetrübte
Vergnügen, sich wieder einmal von den musikalischen Qualitäten
des jung gebliebenen Jubilars zu überzeugen. Und zwar anlässlich
eines Konzerts unter der Leitung von Helmut Veihelmann in der
Stadthalle Erding.
Auf dem Programm standen das
„Concerto grosso D-Dur” von Händel und das
„Klarinettenkonzert A-Dur” von Mozart mit dem Solisten Julius
Kircher. Außerdem Tschaikowskys „Serenade C-Dur” und – so
viel sei vorweg genommen – eine Überraschung der ausgesprochen
angenehmen Art. Und zwar die Uraufführung eines Auftragswerkes,
komponiert vom langjährigen Chorleiter in St. Vinzenz und
zeitweiligen Leiter des Erdinger Kammerorchesters, Leo Grüner.
Unterstützt von Gastmusikern
demonstrierte das Erdinger Kammerorchester einmal mehr eindrucksvoll,
dass ein hohes Niveau keine Frage von hohen Subventionen sein muss.
So auch mit Georg Friedrich Händels „Concerto grosso op. 6
No.5”. Einfach mitreißend war das, wie Klangvielfalt und
virtuose Elemente in diesem höchst farbigen „Wettstreit” der
Instrumente umgesetzt wurden. Und ganz schnell war auch die erst
einmal einsetzende Verwunderung verziehen ob der Oboe und des
Fagotts. Wie zum Beispiel auch sein Kollege Nicolaus Harnoncourt hat
Helmut Veihelmann die Praxis von einst übernommen und in dem
eigentlich den Streichern zugedachten Concerto der 1. Geige von
Wolfgang Gieron – übrigens ebenfalls schon einmal Leiter des
Erdinger Kammerorchesters und wie Helmut Veihelmann mit dem
BR-Symphonieorchester in aller Welt konzertierend – die Oboe zur
Seite gestellt. Was dann sogar den einen oder anderen Satz dank der
feinen Töne von Susanne Schlusnus auf wunderbare Weise prägte
und sie mit herrlich schimmernden Lichtern daher kommen ließ.
Und als ob auch Händel ein Jubiläum im Kopf gehabt hätte
beim Komponieren, war dann einmal geradezu eine erlebte Freude
greifbar und dann auch wieder etwas Wehmut, im Rückblick auf
Vergangenes. Überhaupt keine Rede von letzterem konnte dann
allerdings bei Mozarts Klarinettenkonzert mit Solist Julius Kircher
sein. Und anstatt jetzt dessen bisherige Erfolge aufzuzählen
soll hier lieber von der Souveränität des eher
zurückhaltend auftretenden Musikers geschwärmt werden. Aber
auch von seiner Einfühlsamkeit, mit der er dieses Paradestück
eines jeden Klarinettisten zelebrierte. Beeindruckend allerdings auch
wie Julius Kircher und das Orchester mit seiner exzellent besetzten
Bläserfraktion gemeinsam der Ausdruckskraft dieses Stückes
huldigten.
Fast schämen möchte man
sich dann allerdings für den wohl eher ungezogenen Gedanken,
dass es da die Uraufführung der „Ardeo-Suite für Oboe,
Klarinette, Hörner und Streicher” von Leo Grüner
vielleicht ein bisschen schwer haben könnte. Doch was Leo Grüner
hier im Auftrag des gefeierten Musikkörpers zu Papier gebracht
hat, das verdient mehr als höchste Anerkennung. Erwärmend
wie ein herrlich sonniger Frühlingsmorgen kommt diese Suite
daher, von tänzerischer Leichtigkeit und bunten Farben geprägt.
Unbeschwert und oft wie vom freudigen Gesang einer illustren
Vogelschar begleitet. Was vor allem den Blasinstrumenten zu verdanken
ist, denen Leo Grüner zumeist die Hauptrollen zuweist.
Beschwingt aber schon auch mal gemessenen Schrittes kommt das daher,
wie es Tanzsätzen wie Sarabande, Gavotte oder Allemande
entspricht. Aber immer mit Einfällen bereichert, die irgendwie
auch an das mitunter durchaus etwas verschmitzte Lächeln des
einstigen Musikpädagogen und engagierten Kirchenmusikers
erinnern.
Da hatte es dann Tschaikowskys
„Serenade C-Dur” natürlich nicht ganz leicht. Doch immerhin
gehört das viersätzige Stück zu den eher
optimistischen Werken des russischen Komponisten, erfreut es mit
melodiösen Elementen. Und außerdem sorgte hier einfach
auch das unüberhörbare und ebenso unübersehbare
Vergnügen der Protagonisten am musikalischen Vortrag dafür,
dass eine vielleicht aus der Komposition herrührende, etwas
elegisch angehauchte Stimmung gar nicht erst aufkommen konnte. Ungern
beugte man sich da dem abendlichen Programm, das für eine Zugabe
leider keine Zeit ließ. Doch die Aussicht, das Erdinger
Kammerorchester wohl bald wieder hören zu können, tröstet.
(Von Peter B. Heim)
|
|