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FRÜJAHRSKONZERT 2010 |
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Randnotizen zu den Werken
Hamburger Ebbe und Fluth:
In dieser auch als „Wassermusik” bezeichneten Suite beschreiben Oboen,
Blockflöten und Streicher allerlei Wasserspiele und Götter aus der griechischen Mythologie,
zum Beispiel die schlafende Thetis, den verliebten Neptunus oder den scherzenden Tritonus.
Valse triste:
Dieses Stück aus der Theatermusik „Kuolema” ist ein schwerblütiger,
melancholischer Walzer, der lediglich eine sehnsüchtig-heitere Passage enthält,
dann aber bedrohlich und wirklich trist endet.
Simple Simphony:
Dies ist ein Paradestück für jedes Streichorchester, geschaffen im Jahre 1934.
Benjamin Britten hat darin Melodien verarbeitet,
die er im Alter von neun und elf Jahren erfunden hatte.
Das schwungvolle und zugleich absichtlich sentimale Stück glänzt
durch Witz und Kontrapunkt.
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Sonntag, 25. April 2010, 18 Uhr
Pfarrsaal St. Vinzenz
Programm:
G. Ph. Telemann:
Suite C-Dur für Oboen, Flöten und Streicher
„Hamburger Ebbe und Fluth”
Solisten:
Susanne Schlusnus, Joachim Willberg, Oboen
Bärbel Mayrhofer, Elisabeth Ringler, Blockflöten
Leopold Mozart:
Concerto in D für Posaune und Streicher
Solist: Hansjörg Profanter, Posaune
Franz Schubert:
Rondo A-Dur für Violine und Orchester D 438
Solistin: Marije Grevink, Violine
Jean Sibelius:
Valse triste
Benjamin Britten:
Simple Symphony
Leitung: Helmut Veihelmann
Eintritt: 14 €, ermäßigt 10 €, Kinder bis 14 Jahre frei
Zu den Solisten:
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Marije Grevink, Violine
Die Niederländerin Marije Grevink fing ihr Violinstudium bei
Piet 't Hart an der Musikschule Veldhoven (NL) an und setzte
dieses fort am Königlichen Konservatorium Den Haag (NL)
bei Jaring Walta. Zugleich besuchte sie Meisterkurse von u. a.
Herman Krebbers, Mauricio Fuks und Alexander Kerr und studierte
an der „Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen
Rundfunks” bei den Konzertmeistern dieses Orchesters.
Marije war Preisträgerin verschiedener Wettbewerbe in den
Niederlanden und spielt als Solistin mit Orchester und in
verschiedenen Kammermusikensembles Konzerte im In- und
Ausland.
Als Konzertmeisterin des „Schleswig Holstein
Musik Festival Orchesters” und des „Gustav Mahler Jugend
Orchesters” machte sie Konzerttourneen durch ganz Europa.
Auch spielte sie gelegentlich im „Mahler Chamber
Orchestra”. Marije ist Mitglied des „Orange String
Quartet” und künstlerische Leiterin des „Kammerensembles
Gauting”. Seit Februar 2003 ist sie erste Geigerin im
„Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks”.
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Hansjörg Profanter, Posaune
H. Profanter wurde in Südtirol geboren und absolvierte seine Ausbildung an
den Konservatorien von Bozen/Trient und Innsbruck bei Ennio Guidetti und
Michael Stern. Sein erstes Orchesterengagement führte ihn mit 21
Jahren als Solo-Posaunist ans Teatro Regio in Turin. Dieselbe Position
übernahm er ein Jahr später beim Bayerischen Staatsorchester
unter dem damaligen Generalmusikdirektor Wolfgang Sawallisch und nach
einem weiteren Jahr im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
unter Rafael Kubelík.
Neben seiner Orchestertätigkeit widmet
sich Hansjörg Profanter intensiv der Kammermusik.
Seit 1980 spielt er regelmäßig mit den Bavaria Blechbläsersolisten,
seit 1984 ist er festes Mitglied im Münchner Gabrieli-Ensemble,
mit dem er eine CD mit Barockmusik vorgelegt hat.
Für dieses und andere Ensembles schreibt er regelmäßig Arrangements.
Er ist auch Mitglied des „X-embles” für zeitgenössische Musik
und gründete 2002 das Brass Ensemble München, bestehend aus den
Blechbläsern des Symphonieorchesters des BR.
Neben seiner Tätigkeit als Solist mit Orchester-, Klavier-
oder Orgelbegleitung wird Hansjörg Profanter bei verschiedenen
Kammermusikkursen als Dozent eingeladen und lehrte von 1985 bis 1991
am Leopold-Mozart-Konservatorium der Stadt Augsburg.
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Eindrücke vom Konzert
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Mit „Simple Symphony”
war das sonntägliche Konzert des Erdinger Kammerorchesters
überschrieben, und das gleichnamige Werk Benjamin Brittens stand
natürlich auch auf dem Programm. Aber ”schlicht„, wie die
Übersetzung des englischen Wortes auch lautet, war dieses Konzert im
Pfarrsaal St. Vinzenz unter Leitung von Helmut Veihelmann ebenso
wenig wie es Brittens Symphonie ist. Denn auch wenn die zum Auftakt
gespielte Ouvertüre in C-Dur von Georg Philipp Telemann, auch
”Hamburger Ebb' und Fluth„ oder ”Wasser-Ouvertüre„
genannt, in einschlägiger Literatur gerne als ”Programm-Musik„
bezeichnet wird, der Zeitgenosse Bachs hat hier gedanklich wie
musikalisch einen ungewöhnlichen und gleichzeitig klanglich höchst
interessanten Bogen von den Göttern Griechenlands zur rauen Nordsee
geschlagen. Da fallen vor allem die zwei Blockflöten auf, gespielt
von Bärbel Mayrhofer und Elisabeth Ringler, die nach der in sich
ruhenden und leicht melancholischen See, die man vor Augen zu haben
glaubt, noch mehr zum prägenden Element werden. Es sind ungewohnte
Töne und Symbiosen mit den von Susanne Schlusnus und Joachim
Willberg und ihren Oboen verstärkten Streichern, die da eingegangen
werden. Aber sie nehmen gefangen, nisten sich im Ohr ein und
überraschen immer wieder. Mit dem verliebten Neptunus zum Beispiel
oder wenn Zephir scherzt.
Vielleicht nicht ganz so spektakulär dann
Leopold Mozarts "Concerto D-Dur" für Posaune und
Orchester. Es bot dem Solisten Hansjörg Profanter, unter anderem
Gründer des Brass Ensembles München und Mitglied des
Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, nicht unbedingt
Gelegenheit, sein ganzes Können zu zeigen. Was aber insbesondere beim
Adagio den gebürtigen Südtiroler nicht hinderte, sein Können
aufscheinen zu lassen, das auch in fast idyllisch anmutenden Momenten
nichts an Konzentration und Präzision vermissen ließ.
Eigenschaften, die natürlich auch Marije Grevink besitzt und mit
ihrer Violine umsetzt. Bei ihr aber mit einem Temperament vereinbart
werden, das schon einmal an diesem Ort hellauf begeistert hat. Der
ersten Geigerin im Symphonieorchester des BR gelang dies auf Anhieb
auch bei diesem Konzert und mit Franz Schuberts "Rondo A-Dur".
Und zwar auf eine so mitreißende Weise, dass man sich zu der Aussage
berechtigt sieht, bei ihr würde wohl auch die Interpretation eines
Schlafliedes beim Zuhörer zu einem erhöhten Adrenalin-Ausstoß
führen. Was nicht bedeutet und sich dann auch im Adagio zeigte, dass
sie nicht auch ruhende Pole schaffen könnte, Momente von filigraner
Zartheit und Zärtlichkeit. Aber sie spielt nun einmal jeden Ton mit
solcher Intensität, dass er einfach vom Ohr direkt an die Abteilung
für Gefühle weitergeleitet wird. Da kann sich der Kopf in seiner
Eigenschaft als Archiv für Erfahrungen mit Musik und pragmatischem
Wissen darüber eine wohl verdiente Ruhepause gönnen. Und wenn auch
das Programmheft dem Stück eine "heiter-graziöse Grundhaltung"
attestierte, und die Niederländerin mit dem südlichen Temperament
diese auch durchaus einnahm, sie fordert zu einem Resümee heraus,
wie es im Zusammenhang mit klassischer Musik vielleicht nicht so ganz
korrekt und gebräuchlich ist. Man möge es also dem Rezensenten
verzeihen, wenn er sagt, dass diese Dame einfach "rockt"!
Wohingegen es wohl ausgesprochen korrekt und vor allem richtig ist zu
behaupten, dass das Erdinger Kammerorchester keinerlei Mühe hatte
ihr in allen Belangen zu folgen.
Auch mit der kleinen, zu Herzen
gehend düsteren "Valse triste" von Jean Sibelius zeigte es
sich nämlich einmal mehr, dass dieses Ensemble mittlerweile eine
Niveau erreicht hat, das weder Solisten noch Stücke scheuen muss.
Was Orchesterleiter Helmut Veihelmann und Kammerorchester zu Gehör
bringen, vermittelt stets das Gefühl von einer Leichtigkeit, die auf
Verständnis und Können basiert. Die sich dann und nicht zuletzt in
einer Einfühlsamkeit niederschlägt, die bei diesem traurigen Walzer
den Konzertsaal zu einem von Nebelschwaden durchzogenen tristen Ort
machten, kaum erhellt von einem Lichtstrahl. Ein wirkliches Kleinod,
das Helmut Veihelmann da ins Programm genommen hat.
Wohingegen
Benjamin Britten auch bei der ”Simple Symphony„ nicht so ganz
ohne ein bisschen Pomp auskommt. Aber hier unter etwas anderen
”circumstances„. Besonderes und so garnicht ”british„
klingendes Highlight ist da das Fingerkuppen mordende ”Playful
Pizzicato„, das eher an die Piazza di Verona denken ließ als an
einen verregneten Nachmittag im Hyde Park. Das Fazit: Ein wunderbar
wohliges Wechselbad der Gefühle, dieses so gar nicht ”schlichte„
Konzert. (Peter B. Heim)
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